Empfänglichkeit setzt immer eine gewissen Durchlässigkeit und Offentheit, eine Fähigkeit zum Zuhören, sich auf das Gegenüber einlassen Könnens, voraus.
"Zuhören statt Senden“ bedeutet, weniger zu sprechen und mehr zuzuhören, weniger zu urteilen und mehr zu verstehen, weniger zu reagieren und mehr zu beobachten. In den heutigen post-materialistischen Gesellschaften geht es aber fast ausschließlich ums Senden, das Influencen, während das Zuhören unterbewertet wird. Wir befinden uns zunehmend in durch unseren eigenen Algorithmus geschaffenen Echochamber Blasen. Vernetzt und doch isoliert.
Empfänglichkeit basiert auf der Fähigkeit zu empfangen, also annehmen zu können; und zwar neben der Selbstakzeptanz auch den anderen so anzunehmen, wie er/sie ist, mit all den Stärken und Schwächen - ohne es unbedingt innerlich zu bejahen; was eine gewisse emotionale Reife erfordert, differenziert zu denken und zu fühlen. Es bedeutet, ihm/ihr Raum zu geben für seine Gefühle und Erfahrungen, ohne sie zu bewerten oder verändern zu wollen. Tatsächlich ist dem Gegenüber auf diese Art Raum zu geben, ein wahres Geschenk. Frage dich mal: wie gut du nehmen und annehmen kannst?
Diese Durchlässigkeit und Offenheit werden oft als Attunement und Feinfühligkeit bezeichnet. Sie erlauben erst angemessenes, d.h. emphatisches Reagieren in zwischenmenschlichen Beziehungen. Genauer sind es hier die Spiegelneuronen, die es uns ermöglichen, die Handlungen, Emotionen und Absichten anderer intuitiv nachzuvollziehen. Im Kontext von Rezeptivität und Empfänglichkeit spielt der Vagusnerv eine wichtige Rolle bei der Regulation unserer physiologischen Reaktionen auf soziale Interaktionen, denn eine gute Vagusaktivität ermöglicht es uns, uns offener und zugewandter auf andere einzulassen. Starwissenschaftler wie Deepak Chopra weisen seit Jahren darauf hin, das eine Hatha Yoga Praxis den Vagus Nerv aktiviert und stimuliert. In meiner Ausbildung im Trauma sensiblen Yoga wurden mir diese Zusammenhänge klarer und meines Erachtens steckt im Yoga bisher noch wenig ausgeschöpfte Potential, Menschen mit der emotionaler Selbstregulation und damit Selbstwirksamkeit zu stärken.
Die Qualität der Empfänglichkeit bezeichnet immer auch nach innen zu lauschen, auf den emotionalen Kompass, die non-verbalen Signale des Körpers. Auch dieser Draht nach Innen ist durch den ständigen Fluß von ungefilterten Meinungen der bunten Welt des Social Media gefährdet.
Wenn wir nicht gut im Kontakt mit Körper-und Bauchgefühl, der inneren Stimme sind, kann es passieren, dass wir reine Kopfentscheidungen treffen, die aber eigentlich nicht von unserem Körper- und Bauchgefühl getragen werden. Wir fühlen uns dann im Konflikt und irgnedwie fremdgesteuert.
Deine Rezeptivität zu schulen heisst, alles zu tun, um die innere Stimme wahrnehmen zu lernen. Intution ist ein "Muskel", den wir trainieren können. Hier umfasst Intuition das Körpergefühl, das Bauchgefühl, Sarah Blondin spricht von "heartmind awareness", die Sinne und Träume und vieles mehr. Das gelingt beispielsweise durch eine regelmäßige Yoga- und Meditationspraxis, durch regelmäßige Abstinenz von Social Media und andere Auszeiten, in denen du dich den äußeren Einflüßen bewußt entziehst.
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